AMTSBLATTWAIBLINGEN Donnerstag,9.Dezember2021|5 KunstundKultur JanF.WelkersüberdimensionalePorträtsnehmengefangen. „Kingallaround“:WolfgangJaehrlingsHolzskulpturenhabenihreGrundlageinderNatur. Fotos:David Masken–vonheuteundvondamals–siehattenGerhardHezelunteranderembeschäftigt. sichruhend,nachdenklichundaufregendzu-gleich.Schwingtdochinjederundjedemein StückGeschichtemit. UndschließlichGerhardHetzel.Wirbefinden unsmittendarin,inseinerBilderwelt.Sieemp-fängtdenBetrachtendenmitgroßerLeichtig-keit.IstsiedochdurchunddurchimGegen-ständlichenverankert.DochhinterdenObjek-tengehtderBlickhineininTiefen,diegeprägt sindvoneinemwachenGeist,derdieVorgänge derWelthinterfragt.EsliegtdieVermutung nahe,dassdieVirtuositätdieserTrompl’oie-Malereien,diePräzisiondesDargestellten, nichtheiterinitiiertsind,sondernvielmehrher-rührenvoneinergroßenMelancholie.Wie sonstwärendiebitterenFrüchtedesBaumsder Erkenntniszuertragen,wiesonstwärendie zweierleiMaskenaushaltbar,wennnichtmit einemübergroßenSchußSchalkundHumor. DiebeidedannzumTragenkommen,wennal-lesandereversagt. Dr.Schmidt:„DieseSchauisteinFest.Sie zeigt,wiezutiefstprägenddieaktuellenGe-schehnissefürdieKünstlerinnenundKünstler sind.Siezeigtaberauch,dasswirunsnicht kleinkriegenlassen,dasswirweitermachen unddassMomente,wiederheutigevonun-schätzbaremWertsind“. DieÖffnungszeiten:MontagbisFreitagvon 8Uhrbis17UhrinderGalerieimDruckhaus undZeitungsverlagWaiblingen,Albrecht-Vil-linger-Straße10. Jahren.BedingtdurchdieallgegenwärtigeIso-lation,begabsichderKünstlerauflangeSpa-ziergänge.Mitgebrachtdavonhaterbizarraus-sehendeHolzreste,StückedieWaldarbeiterlie-genließen.Stücke,denenetwasinnewohnte, dasimAtelierunterdemprüfendenAugeJa-ehrlings,bearbeitetmitMotorsägeundCutter-MesserimmermehrPersönlichkeitgewann. Hierganzskulpturalungegenständlich,einfach alsFormimRaumentfaltet,dortsichzueiner Figurbildend.MituntermeintmanArcimboldo überdieSchulterzublicken,dannaberistes ehereinBrâncusiundletztlichkeinervonbei-den,denndieseWegbegleiterhabenihren ganzeigenenDuktus,ihreganzeigeneGe-schichteundletztlichihrenganzselbstbewuss-teneigenenKopf. JanF.WelkersetztsichmitFotografienaus-einander,dieindenletztenJahrzehntenvon MenschendesöffentlichenLebensgemacht wurden.Ernimmtdieallgemeinzugänglichen Bilddokumenteundsetztsiegroßformatigum inMalerei.SoentstehteineillustreGalerie,hier sindesderSängerIggyPop,derSchauspieler NicolasOfczarek,dieSängerinFionaApple,Iko-nenwieRommySchneiderundNeilArmstrong. WelkergehtindiesenAbbildern,demjeweili-genGegenübernach.Wasmögensiegedacht, empfunden,durchlebthabenimMomentdes Bildes?Beieinigenistesbekannt,beianderen nicht.UndsoversenktsichdasAugedesabbil-dendenMalersindieBlicke,Gestenund SchwingungendesjeweiligenGegenübers.In fügt,aneinandergesetzt,separiertunddochim VerbunddesGewebten.Wobeialles,imPinsel-duktuszurückgehalten,sicheinemtatsächlich Zuordenbarementzieht.DieFarbpalettevon Grau-,Blau-,Schwarz-undWeiß-Tönenbe-stimmtauchdasWerk„Zuspitzung“.EinePyra-mide,gläsernimAugenschein,ragtausdunk-lenTiefenhinaufineinhellesGefild.Struktu-riertimInnerensindinAndeutungWege,Gän-ge,Kammern,Räumeahnbar,Größenverhält-nisseerkennbarundinalldemtutsicheinmys-teriösesInnenlebenauf.DerangedeuteteWeg konkretisiertsichinderArbeit„Stairwayto Heaven“.Ersthierwirdesstofflicher,ersthier lichtensichdieSchleierderWeltenlandschaf-tenhinzueinemfreundlichen,offenen,leuch-tendOben. MichaelSchützenbergeristBildhauer.Erbe-fasstsichmitdemmenschlichenKörper,aller-dingsnichtindessenunversehrterGanzheit, oderanekdotischinszeniert.Nein,erbefasst sichmitFragmenten,Teilen,Ausschnitten,ein-zelnenPartien.EineSchulter,einKnie,einArm. Teilstücke,die,inunseremheutigen,historisch geschultenKunstdenkenzunächsteinmalden Gedankenaufkommenlassen,dasseshierzusi-cherlichnochdenRestirgendwogibt.Aberdie Stückestehenganzalleinefürsichundneh-menihrenPlatzeinineinerReihe,indersich Schützenbergerauseinandersetztmitjenem fragilenZusammenspielvonMenschundNa-tur.MitderAbhängigkeitbeiderseits;mitfaszi-nierenderSchönheitundgleichermaßenab-gründiger,unbändigerZerstörungskraft.Mehr dennjedieserTagebewusst,imWesenaber stetsgegenwärtig. HineininganzbesondereBildweltenführt DiethartVerleger.Erselbstbezeichnetseine WerkealsMulti-Layer-Fotografien.Collagen könntemanauchsagen,wobeidieserBegriff dasHantierenmitPapier,SchereundKlebstoff assoziiert,washiermitnichtenderFallist.Die-seBildräumeentstehenletztlichamComputer. WobeiverschiedensteeigeneFotografienund Malereien,alledigitalisiert,übereinanderge-legtsind.Durchscheinendhier,deckenddort, sichgegenseitigüberlagernd,verändernd,hin-terlegend,überschreibend.DieKompositionen sindvielschichtigundvielgestalt.LayerfürLay-erentstehendarinmagischeAnsichten,phan-tastischeBildräume,dieinBannziehen,hinein führeninganzeigenefaszinierendeKosmen vollermystischerGeheimnisse,vollerüberra-schenderBlicke,vollerTiefeundBrillanz.Poe-tisch,spannend,visuell,lustvollundsinnlich gleichermaßen. MonikaWalterbegannimJahr2020einen grafischenZyklus,densie„Verwerfungen“be-titelt.AusdiesemZyklussindheuteArbeitenzu sehen.EssindZeichnungenausgeführtinGra-phitundFarbstift,collagiertmitGewebeband. DieBlättersindkräftigimFormenspiel.Sieer-zählenkeineGeschichten,obwohlmanmeint Bekannteszuerkennen.FlächigePartienste-hengegenfeinesLinienspiel,dichtesSchwarz gegenfarbigesGewese.UndimVordergrund balkenhaftaufgebracht,daraufgesetzt,darü-bergelegtgrauesoderrotesGewebeband.Mal inparallelenStreifen,malimBlock,malkreuz-weiseübereinander.SostehtesüberdemZei-chenwerk.Durchausbrutal,sichüberallesan-derehinwegsetzend.Eineaußergewöhnliche Vermengung,eineoptischeundhaptischeVer-werfung,einStörer,einElement,daszugleich fremdist,hierjedochimZusammenhangTeil desKompositswird. „DraußvomWalde“istderTiteleinerder SkulpturenvonWolfgangJaehrling.Esisteines auseinemganzenReigeneigenwilligerBild-werke,dieentstandensindindenletztenzwei ihrenRäumenmöglichgemachthabe. Mitihremschriftlichfestgehaltenen„Gang“ durchdieAusstellungbeginntdieKunsthistori-kerinDr.AnnetteSchmidtimErdgeschoss. SibylleBrosszeigtgroßformatigeMalereien. AlleentstandenindiesemJahr.Kräftigsindsie imStrich,reduziertinderFarbpalette:grau, schwarz,weißundimmerwiederdurchblitzt vongelb,orangechangierendemLeuchten.Es scheint,alsweheheuereinkalterHauchdurch siehindurch.BeieinemWinterwaldmagman daserwarten.Einsam,insichruhend,frostig. AberauchindenanderenArbeitenistdasallge-genwärtig.MenschenaufeinemgroßenPlatz; MenschenineinerSzeneriemitBäumenund See;Menschenstehend,sitzend,isoliertsich bewegend,Schemengleichundinallem,mitei-nander,einsam.Besonderseindrücklich,die großeMalereimitdemTitel„Flut“.EineStrand-szeneriemitBadenden?Weitgefehlt.DieSi-tuationistgespenstisch.AmUferskeletthaft aufragehdesGestäng.Grau,neblig-kahlragen BaumschemenimweiterenVerlaufinden grauenHimmel,übergehendindieangedeute-teSilhouetteeinerStadt.Dagegenbrandetdas Meer.WetterleuchtengleichistderHorizont erhellt.UndmittendarinmenschlicheGestal-ten,dieversuchenvomMeerausdasUferzuer-reichen.Dochisteseinrettendes? AlbrechtPfisteristmitgrafischenArbeiten vertreten.AcrylfarbeundTuscheaufBüttenpa-pieringroßenBögen.DassPfisterBüttenpapier alsMalgrundwählt,isteigen.Derlasierende FarbauftragsteigertdieMaterialitätderOber-flächeundverleihtdenBlätterneineirrational immaterielleCouleur.Flirrend,durchschei-nend,haptischundzugleichungegenständlich schafftereinentransluzentenFond,dereigent-lichgarnichtvorhandenist.DerGlaskünstler isthiersehrwohlzuerkennendennerschafft BildräumeohnePerspektive,einfachda,ab-wartend,wasdaringeschehenmag.Darauf setztersichbewegendegrafischeElemente. FasterscheinensiewiebeiläufigePinselstriche. Dochsindsieallestrengorganisiert,definiert, bewusstgesetzt.TiefesBlau,gerahmtvon schwarzemLiniement.Immerzuzweit.Hierbe-wegensiesichaufeinanderzu,dortumtanzen siesich,hieristeineserstauntüberdasTreiben desanderen.„Distanz“sindsiebetitelt.Zuei-nander,untereinander,spannungsreichimGe-genüber,aufeinanderbezogenundaucontrai-renichtentfernt,sondernvielmehrimmeren-germiteinanderundgegeneinanderverwoben. ArchitektwarerzuBerufszeiten,Künstlerist erseitjeher.KlausHallermann.Undseine Aquarellesprechenvonbeidem,dennsiekrei-senimmerumvonMenschenhandGebautes. LosgelöstvondenGesetzmäßigkeitenderLo-gikundderBauphysik,lässterPalästeentste-hen,Städte,Landschaften,Szenerien,indenen Naturmitunter,Bauwerkejedochimmereinen Wegweisen.Undsiesindesauch,dieganzof-fensichtlichGeschichtenerzählen.Dennkeines derGebäudeistperfekt,keinesneu,keinesfer-tig.Esscheintalsbewegtensiesichzwischen MementoMoriundSavoireVivre.SindGegen-wart,Vergangenheitundversprechenauchin Zukunftweiterdazusein.Hütte,Nekropole, Stadt,Schloss,Ruine;OrtekollektivenGedächt-nisses.Kaumetwasistinihneneinfachso.Alles hatoderhatteseinenSinnundZweck–sowie esebenistbeiderArchitektur. Düsterundgroßformatigbegegnenunsdie MalereienvonBirgitEntenmann.„Weltland-schaft“sindzweidavonbetitelt.Quadratisch imFormat,zeigensieOrdnungen,Gliederun-gen,schemenhafteZeichenmenschlichenWir-kens.CollagierteTextesinderkennbar,Figuren lassensicherahnen,Bauwerke,zusammenge- „KunstbringtdieMenschenzusammen!“ KünstlergruppeWaiblingenstelltwiederinderGalerieimDruckhausundZeitungsverlagaus (dav)Nein,esistnichtdasselbe.Und wennauchOberbürgermeisterAndre-asHeskymiteinemknitzenBlick rundumsagt:„Fastwiefrüher!“,so blitztdavielmehrSarkasmusdurch, denndieVernissagefürdieneue SchauderKünstlergruppeWaiblingen inderGalerieimDruckhausundZei-tungsverlagWaiblingenamSonntag, 5.Dezember2021,warandersalsüb-lich.Keinepersönlichvorgetragenen RedenzurEröffnung,wedervom HausherrnHartmutVillingernoch vomOberbürgermeisterodervonder Gastrednerin,diedieKunstinteres-siertengedanklichanderHandund aufeinenGangdurchdieAusstellung genommenhätte.Jedoch:esgabeine Vernissage!  ImvergangenenJahrnämlichfieldietraditi-onsreicheSchauderKünstlergruppeWaiblin-gengänzlichinsWasser.IndiesemJahrnunhat mansieermöglicht.WennauchunterdemRe-glementvon2Gplus.DieseAuflagenhaben zahlreicheKunstfreundevondemgesellschaft-lichbedeutsamenEreignisamJahresendenicht zurückhaltenkönnen. UndsonahmendieBesucherinnenundBesu-cheresauchgerninKauf,dieEröffnungsreden selbstzulesen,sielagennämlichzumMitneh-menaus.OberbürgermeisterHeskybetonte darin,wiegerneramZweitenAdventganzper-sönlichzurVernissagederKünstlergruppesein Grußwortgesprochenhätte;sichmitdersonn-täglichgestimmtenKarawaneKunstinteres-sierterdurchdasgesamteTreppenhaus(voller Kunstwerke)bisnachobengeschlängelthätte insCasino,womaninfreudigerErwartung Platzgenommenhätte. SpäterhättensichTraubenvonMenschen vordenKunstwerkengebildet,somanche ÜberlegungenimFamilienverbund,welches WerksichzuHausegutmachenoderalsWeih-nachtsgeschenkdieLiebstenerfreuenwürde, wärenförmlichzuspürengewesen.Dieinder EingangshallegereichtenGetränkeunddas GebäckwärenalswillkommeneStärkungemp-fundenworden,welchedievielfältiggebotene geistigeNahrunginvorzüglicherWeiseer-gänztunddiegutenGesprächebeflügelthätte. Allesandersalso?„Jaundnein“,meintAn-dreasHesky,denndieKunstwerkewarteten auchindiesemJahrdarauf,entdecktundbe-gutachtet,interpretiertunderworbenzuwer-den.KunstbringedieMenschenzusammen, regezumDialogundAustauschan.Dassei trotzMaskeundAbstandnichtunmöglich.„Es wäreschön,wennauchvondiesemAdvents-morgendieUnbeschwertheitundFröhlichkeit ausgehen,dieandenAusstellungseröffnungen inVorjahrenmitHändenzugreifenundimHer-zenzuspürenwar!“. NichtTrübsalblasenseiangeraten,meinte Hesky,dafürseiendieWerkevielzuinteressant undanregend.Vielmehrsolltemangemein-samstaunenundbewundern,welchgroße SchaffenskraftinderWaiblingerKünstlergrup-pestecke.DiesergebühregroßerDank,„dass sieauchinschwierigenZeitendrangeblieben ist,vielleichtneueFreiheitenentdeckthat,weil somanchesnichtmöglichwar. DankesagtederOberbürgermeisterauchder FamilieVillinger,dasssieverantwortungsbe-wusstimSinnedesInfektionsschutzes,aber auchimInteressederKulturundderKunst,die dieStadtmitprägten,diesesKunsterlebnisin OberbürgermeisterHeskyhattesicheinenBe-suchderVernissagenichtnehmenlassen. MichaelSchützenbergerhatsichunterande-remmitmenschlichenKörperteilenbefasst.