ES gilt die 2G+ Regel. Des Weiteren gilt die Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg zum Zeitpunkt der Veranstaltung sowie Maskenpflicht im gesamten Gebäude.
Ausstellung 2025 Vernissage: So 30.11.2025 11:15 Uhr
Finnisage: Donnerstag 22. Januar 2026 18:30 Uhr mit Konzert „nicht nur wiener lieder“
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Öffnungszeiten: Mo.- FR. 8:00 - 16:00 Uhr
Finnisage: Donnerstag 22. Januar 2026 18:30 Uhr mit Konzert „nicht nur wiener lieder“
Vernissage Jahresausstellung 2025 Künstlergruppe Waiblingen Laudatio: Dr. Marion Vogt (www.marionvogt.de) Eine Künstlergruppe, die sich jährlich zur gemeinsamen Ausstellung trifft, wohlgemerkt seit über 60 Jahren. Die sich eines qualitätvollen Niveaus verpflichtet sieht, jedoch keinem übergeordneten Konzept oder Ausstellungsthema. Mehr Freiraum für künstlerische Kreativität ist kaum denkbar. Wir sehen in dieser Ausstellung Exponate von zehn Künstlerpersönlichkeiten aus unterschiedlichen Generationen, mit jeweils spezifischer Herangehensweise. Der Bogen ist weit gespannt: von Malerei über Zeichnung, fotografische und digitale Techniken bis zur dreidimensionalen Skulptur. Von Gegenstandsbezug bis Abstraktion. So soll im Folgenden das Augenmerk auf einzelne Aspekte gelenkt werden, die mir im jeweiligen Œuvre essentiell erscheinen. Ein ganz subjektiver Blick also, der in aller Kürze naturgemäß fragmentarisch bleiben muss. Der Anregung oder auch Diskussionsbasis für den Austausch mit den Künstlern und Künstlerinnen sein kann. Den Auftakt macht Gerhard Hezel, dessen 90. Geburtstag mit einer Jubiläumsausstellung an dieser Stelle erst kürzlich gefeiert wurde. Und der auch Gründungsmitglied der Künstlergruppe Waiblingen ist.Vordergründig nahe an der Realität positioniert sich Hezel mit Motiven, die wir alle aus unserem Alltag kennen. Die menschliche Figur tritt hierbei eher selten in Erscheinung, doch stets geht es um Menschengemachtes, vom Menschen Erdachtes. Verkehrsschilder, Leitplanken oder Kaugummiautomaten – all das kommt vermeintlich so harmlos daher, ist jedoch stets mit Witz und Hintersinn gespickt. Denn wenn uns Hezel mit spitzbübischem Augenwinkern eine Art Stilleben aus urbanen Errungenschaften und Wohlstandsmüll vor Augen führt, impliziert dies auch eine zweite Ebene. Sein kritischer Blick richtet sich auf die gesellschaftliche Entwicklung im Anthropozän. Im Aufgreifen aktueller Strömungen zeigt sich die reflektierte Auseinandersetzung des Junggebliebenen mit den Phänomenen der Moderne. Handwerklich meisterlich und mit „heißem Herzen“ umgesetzt, wird Hezel auch zum Chronisten seiner Zeit. Neben dieser besonderen Art des Realismus beanspruchen in dieser Ausstellung das malerisch Expressive und Lyrische breiten Raum.Eine Art des künstlerischen Ausdrucks, die vom unmittelbaren seelischen oder geistigen Erleben des Schaffenden ausgeht. Und zugleich vielfältigste Möglichkeiten kennt, in der Sichtbarmachung von Bewusstseinszuständen, in die auch Erlebtes und Erinnertes einfließen kann. In atmosphärische Tiefen führen uns die Bilder von Diethard Verleger. Spirituell wirken sie, sind darüber hinaus vielschichtig angelegt. Sowohl im Formalen durch den Entstehungsprozess, wie auch im Inhaltlichen, indem sie mehrere Realitätsebenen miteinander verbinden. Das seine Werke verbindende Element ist eine Lichtqualität, die zum einen in den Farben selbst gründet, zum anderen durch die Technik der Multi-Layer-Fotografie besondere Transparenz erreicht. Verleger setzt dieses Verfahren digital am Computer um, akzentuiert manchmal mit Acrylfarbe oder Tusche. In seinen Bildern kann unser Blick spazieren gehen, sich in Farbverläufen verlieren. In einer Welt polychromer Transparenz, die sich nicht zuletzt der entmaterialisierten digitalen Farbe verdankt. Vom Glasbild herkommend, fallen auch in der Malerei von Albrecht Pfister Licht und Farbe in Eins. Mit spontaner Pinselführung setzt er die Acrylfarbe in informellen Formen auf das Büttenpapier. Im Malprozess entwickeln sich spurenartige Formationen aus dem Fließen der Farbe heraus. Dabei spielen Intuition und Zufall zusammen. So schweben vor hellem Bildgrund Pfisters schwerelose Chiffren in leuchtendem Blau. Wie eine noch nicht entzifferte Schriftart erzählen sie die wortlose Geschichte von einem unbeschwerten Zustand im Flow. Als unaufgelöste Zeichen versetzen sie uns in eine von der Realität losgelöste Sphäre, die geprägt ist von apollinischer Grundstimmung. Die Arbeiten von Monika Walter eröffnen eine Bildwelt formaler Reduktion, gänzlich losgelöst vom Gegenstand. Weite Farbflächen fügen sich gleich einer Landkarte zu Ebenen und Zonen. Forschend tastende Lineamente scheinen den Spuren von Leben nachzugehen. Und irgendwo dazwischen formieren sich aus den Tiefen des unermesslichen Bildgrundes immer wieder Körperandeutungen. Es stellen sich Assoziationen an Figürlichkeit ein. Eine frei schwebende Figürlichkeit, ohne räumliche Verortung, nurmehr ins Verhältnis gesetzt zum Farbraum. Monika Walters Kompositionen lassen eine Bildwelt der Beziehungen aufscheinen. Eine Welt der Kontemplation und geistigen Dimension, die über das irdische Gebunden-Sein hinausweist. Nicht nur Form und Farbe, auch Stofflichkeit und Raum sind Thema in Bildern dieser Ausstellung. Die Farbe selbst wird dann als Materie greifbar, in feinsten Schichten oder Strukturen wahrnehmbar. Eine solche Wirkung begegnet uns in Arbeiten von Birgit Entenmann. In ihren Bildern entwickelt sie irrationale Raumeinheiten, die permanenter Wandlung unterliegen. Es zeichnen sich changierende Raumsituationen ab, die nicht immer von beruhigender Wirkung sind. Ganz klein und fragil tauchen auch Andeutungen menschlicher Figuren auf, gehen fast unter in den rätselhaften Weltlandschaften. In nachdenkliche Tonalität taucht Birgit Entenmanns ihre Bildwelten. Ihr Blick gilt dem Zustand unserer Erde, dem Umgang der Menschen miteinander und mit der Natur als dem einzigen Lebensraum. Gestimmtheit und Emotion kann sich aber auch in vehementer malerischer Gestik ausdrücken, die durch kraftvolle Farbkontraste gesteigert wird oder sich in Formstrukturen von großer Intensität verfestigen. So verbindet die besondere Machart von Jan Welkers großformatigen Portraits malerische und graphische Qualitäten zu lebendiger Gestaltung, ohne in rein abbildenden Realismus abzudriften. Das Miteinander von Farbflächen, plastisch durchgearbeiteten Partien und linearen Konturen verleiht seinen Bildnissen ihre Lebendigkeit. Im Pinselduktus scheinen die Rhythmen und Beats nachzuhallen, die den kreativen Schaffensprozess des Künstlers im Atelier beflügeln. Welkers Portraits sind Quintessenz seiner eingehenden Beschäftigung mit den jeweiligen Lebensgeschichten der Abgebildeten. Dabei ist er offen auch für die weniger einfachen Themen unserer Gegenwart oder der NS-Vergangenheit. Etwa wenn er sich widerständigen Personen widmet, deren Mut und Verantwortungsbewusstsein oft genug mit dem Leben bezahlt wurde. Beeindruckende Bildnisse zeigen etwa den vom Nazi-Regime verfolgten Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Oder den niederländischen Widerstandskämpfer Arnold Douwes, der vielen Menschen das Leben rettete. Nicht zuletzt Kindern, die er mit dem Fahrrad an Grenzwächtern vorbei in Sicherheit brachte. Mir kommt angesichts Welkers Bildern der Satz von Ingeborg Bachmann in den Sinn: „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.“ Sibylle Bross – wir alle haben sie schon an verschiedenen Plätzen in und um Waiblingen angetroffen, mit ihrer Staffelei und in voller Malausrüstung. Die Künstlerin, die ursprünglich fokussiert auf Figürliches war. Die sich seit einiger Zeit mit Leidenschaft auch der Plein-Air- Malerei widmet. Ihre in aller Welt unter freiem Himmel entstehenden Bilder sprechen von einer tiefen Verbindung zur Natur „Unser Garten“ heißt ihre neue Bilderserie, die aus der gemeinsamen Performance mit der Künstlergruppe ArtLabor hervorgegangen ist und noch weiter fortgeführt werden soll. Eine besondere Lichtstimmung zwischen stark rhythmisierenden Baumsilhouetten verweist auf die visionäre Dimension dieser Bilder. Sie handeln vom Urzustand der Erde als Ur-Wald und wie sich dieser durch menschliche Besiedlung zum öffentlichen Raum wandelt. Das eigenwertige Kolorit bleibt nur bedingt beim Naturvorbild. Die Farbe selbst wird zur Form. Maßgeblich ist – wie stets bei Sibylle Bross - die Ausdrucksqualität der Farbe. Pure Energie - dieser Eindruck stellt sich vor Bildern von Wolfgang Neumann ein. Angesiedelt zwischen Gegenstandsbezug und Abstraktion, klingen in seinen erzählerisch dichten Szenerien Erinnerungen an Expressionismus und Fantasy an. Seine Figuren agieren ausdrucksstark. Bewegt ist auch der ausschwingende Figurenkontur, der - oft mehrfach geführt – Neumanns Gestalten einfasst. Eingebunden sind sie in einen durch Perspektivwechsel dynamisierten Bildraum, in eine beschleunigte Lebenswelt. Vielleicht ein Spiegelbild unserer Zeit? Zumindest sehr nahe scheinen sich viele von Neumanns Bildern an unserer heutigen gesellschaftlichen Verfasstheit entlang zu bewegen. Stets aber sind es vielseitig inspirierte Bildwelten, mit all ihren Bezügen zum Leben, wie zur Kunstgeschichte. Und sicher nicht zufällig nimmt Neumann in dieser Ausstellung auch Bezug zum Thema Lesen, zum Medium des gedruckten Wortes. Der Schritt vom malerischen Bildraum in die Dreidimensionalität schließlich vollzieht sich in der Skulptur. Wenn plastische Körper sich im Raum behaupten, Raum erlebbar machen. Dann werden, im Wechselspiel von Licht und Schatten, Volumen und räumliche Erstreckung anschaulich. Allzu oft sind dreidimensionale Arbeiten in Ausstellungen weniger präsent, sei es aus Platzgründen oder aufgrund logistischer Herausforderung. Umso schöner, dass die plastische Kunst hier mit zwei Künstlern vertreten ist und diese Ausstellung komplettiert. Bei beiden Künstlern, Christoph Traub und Michael Schützenberger, ist eine jeweils eigene Formsprache zu sehen. Aus der Vertrautheit mit dem Material – insbesondere dem Stein – findet der Bildhauer zu seiner Gestaltung, die wiederum in engem Zusammenhang mit der eigenen Körpererfahrung steht. An die Stelle narrativer Veranschaulichung von Inhalten tritt die Formbildung aus der eigengesetzlichen Substanz des Werkstoffs. Figur im Raum – das ist die Ausgangsposition eines Bildhauers. Christoph Traub entscheidet sich dabei für eine Zwischen-Position: seine Steinskulpturen zeigen sich nicht primär als figurativ, lassen aber doch deutlich Assoziationen an die menschliche Gestalt und Proportion anklingen. So sind Traubs formal stark reduzierte Figurationen vor allem in ihrer vertikalen Orientierung analog zur aufrechten Haltung des Menschen. Die glatten Oberflächen des Steins spannen sich über das körperhafte Volumen. An Übergangsstellen zeigen sich an Hautfalten erinnernde Partien. Vor allem aber ist Traubs Figuren eine besondere Energie zu eigen. Eine Dynamik, die sich aus einer Torsion speist, also daraus, dass die Formen in sich oder aus sich heraus gedreht sind. Wie von inneren Kräften getrieben bringen solch organische Formen das Prinzip des Lebens zum Ausdruck. Eine Vitalität, die in den Lichtreflexen der geglätteten Oberflächen akzentuiert wird. Ins Reich der antiken Mythologie und der Philosophie entführt uns schließlich Michael Schützenberger. Ob in Stein gearbeitet, aus Holz geschlagen oder in Metall gegossen - seinen Werken ist eine Anmutung von Authentizität eigen. Sie kommen mit rauer Oberfläche daher. Mit zum Raum sich öffnenden Texturen, eingeschrieben in die Oberflächen wie Spuren gelebten Lebens. Es ist jene Authentizität, die auch den griechischen Göttern eignete, die sich nicht nur als strahlend unantastbare Heroen zeigten, sondern mit all ihren Schwächen und Verführbarkeiten dem Normalsterblichen in nichts nachstanden. Menschlich echt eben. Archetypen, die von Schützenberger ins Heute geholt und zu „individueller Mythologie“ gestaltet werden. In der hier gezeigten Serie der Nibelungen begibt er sich auf die Suche nach den Parallelen von antiker und germanischer Mythologie. Mit ihrer archaischen Aura und formalen Vereinfachung erinnern mich diese Sandsteinfiguren auch an frühzeitliche Idole. Dass in Schützenbergers Schaffen dem Torso besondere Bedeutung zukommt, ergibt sich aus der Sache. Denn das intentionale Fragment verkörpert die Essenz der bildnerischen Aussage: die Fragilität und potentielle Versehrtheit menschlichen Lebens. Dr. Marion Vogt (www.marionvogt.de)
Ausstellung 2025 Vernissage: So 30.November.2025 11:15 Uhr Finnisage: Donnerstag 22. Januar 2026 18:30 Uhr mit Konzert „nicht nur wiener lieder“
KÜNSTLERGRUPPE WAIBLINGEN

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Sibylle Bross / Birgit Entenmann / Gerhard Hezel / Wolfgang Neumann / Albrecht P fi ster / Michael Schützenberger / Christoph Traub / Diethart Verleger / Monika Walter /Jan F. Welker

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Sonntag, 30. Novembe

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Galerie im Zeitungsverlag Waibl ingen, Albrecht-Villinger-Str aße 10, 71332 W aib linge n Begrüßung: Frau D r. Ruth Be tz Grußwort: Herr Ob erbürg er meister Se bastian Wol f Einführ ung: Frau Dr. Mar ion Vogt Künstlerführung: Diens tag, 1 6 . Dezember 2025, 18. 30 Uhr Finissage: Donnerstag, 22. Januar 2026, 18.30 Uhr mit Konzert von „nicht nur wiener lieder…“
Öffnungszeiten: Mo.- FR. 8:00 - 16:00 Uhr
Vernissage Jahresausstellung 2025 Künstlergruppe Waiblingen Laudatio: Dr. Marion Vogt (www.marionvogt.de) Eine Künstlergruppe, die sich jährlich zur gemeinsamen Ausstellung trifft, wohlgemerkt seit über 60 Jahren. Die sich eines qualitätvollen Niveaus verpflichtet sieht, jedoch keinem übergeordneten Konzept oder Ausstellungsthema. Mehr Freiraum für künstlerische Kreativität ist kaum denkbar. Wir sehen in dieser Ausstellung Exponate von zehn Künstlerpersönlichkeiten aus unterschiedlichen Generationen, mit jeweils spezifischer Herangehensweise. Der Bogen ist weit gespannt: von Malerei über Zeichnung, fotografische und digitale Techniken bis zur dreidimensionalen Skulptur. Von Gegenstandsbezug bis Abstraktion. So soll im Folgenden das Augenmerk auf einzelne Aspekte gelenkt werden, die mir im jeweiligen Œuvre essentiell erscheinen. Ein ganz subjektiver Blick also, der in aller Kürze naturgemäß fragmentarisch bleiben muss. Der Anregung oder auch Diskussionsbasis für den Austausch mit den Künstlern und Künstlerinnen sein kann. Den Auftakt macht Gerhard Hezel, dessen 90. Geburtstag mit einer Jubiläumsausstellung an dieser Stelle erst kürzlich gefeiert wurde. Und der auch Gründungsmitglied der Künstlergruppe Waiblingen ist.Vordergründig nahe an der Realität positioniert sich Hezel mit Motiven, die wir alle aus unserem Alltag kennen. Die menschliche Figur tritt hierbei eher selten in Erscheinung, doch stets geht es um Menschengemachtes, vom Menschen Erdachtes. Verkehrsschilder, Leitplanken oder Kaugummiautomaten – all das kommt vermeintlich so harmlos daher, ist jedoch stets mit Witz und Hintersinn gespickt. Denn wenn uns Hezel mit spitzbübischem Augenwinkern eine Art Stilleben aus urbanen Errungenschaften und Wohlstandsmüll vor Augen führt, impliziert dies auch eine zweite Ebene. Sein kritischer Blick richtet sich auf die gesellschaftliche Entwicklung im Anthropozän. Im Aufgreifen aktueller Strömungen zeigt sich die reflektierte Auseinandersetzung des Junggebliebenen mit den Phänomenen der Moderne. Handwerklich meisterlich und mit „heißem Herzen“ umgesetzt, wird Hezel auch zum Chronisten seiner Zeit. Neben dieser besonderen Art des Realismus beanspruchen in dieser Ausstellung das malerisch Expressive und Lyrische breiten Raum.Eine Art des künstlerischen Ausdrucks, die vom unmittelbaren seelischen oder geistigen Erleben des Schaffenden ausgeht. Und zugleich vielfältigste Möglichkeiten kennt, in der Sichtbarmachung von Bewusstseinszuständen, in die auch Erlebtes und Erinnertes einfließen kann. In atmosphärische Tiefen führen uns die Bilder von Diethard Verleger. Spirituell wirken sie, sind darüber hinaus vielschichtig angelegt. Sowohl im Formalen durch den Entstehungsprozess, wie auch im Inhaltlichen, indem sie mehrere Realitätsebenen miteinander verbinden. Das seine Werke verbindende Element ist eine Lichtqualität, die zum einen in den Farben selbst gründet, zum anderen durch die Technik der Multi-Layer-Fotografie besondere Transparenz erreicht. Verleger setzt dieses Verfahren digital am Computer um, akzentuiert manchmal mit Acrylfarbe oder Tusche. In seinen Bildern kann unser Blick spazieren gehen, sich in Farbverläufen verlieren. In einer Welt polychromer Transparenz, die sich nicht zuletzt der entmaterialisierten digitalen Farbe verdankt. Vom Glasbild herkommend, fallen auch in der Malerei von Albrecht Pfister Licht und Farbe in Eins. Mit spontaner Pinselführung setzt er die Acrylfarbe in informellen Formen auf das Büttenpapier. Im Malprozess entwickeln sich spurenartige Formationen aus dem Fließen der Farbe heraus. Dabei spielen Intuition und Zufall zusammen. So schweben vor hellem Bildgrund Pfisters schwerelose Chiffren in leuchtendem Blau. Wie eine noch nicht entzifferte Schriftart erzählen sie die wortlose Geschichte von einem unbeschwerten Zustand im Flow. Als unaufgelöste Zeichen versetzen sie uns in eine von der Realität losgelöste Sphäre, die geprägt ist von apollinischer Grundstimmung. Die Arbeiten von Monika Walter eröffnen eine Bildwelt formaler Reduktion, gänzlich losgelöst vom Gegenstand. Weite Farbflächen fügen sich gleich einer Landkarte zu Ebenen und Zonen. Forschend tastende Lineamente scheinen den Spuren von Leben nachzugehen. Und irgendwo dazwischen formieren sich aus den Tiefen des unermesslichen Bildgrundes immer wieder Körperandeutungen. Es stellen sich Assoziationen an Figürlichkeit ein. Eine frei schwebende Figürlichkeit, ohne räumliche Verortung, nurmehr ins Verhältnis gesetzt zum Farbraum. Monika Walters Kompositionen lassen eine Bildwelt der Beziehungen aufscheinen. Eine Welt der Kontemplation und geistigen Dimension, die über das irdische Gebunden-Sein hinausweist. Nicht nur Form und Farbe, auch Stofflichkeit und Raum sind Thema in Bildern dieser Ausstellung. Die Farbe selbst wird dann als Materie greifbar, in feinsten Schichten oder Strukturen wahrnehmbar. Eine solche Wirkung begegnet uns in Arbeiten von Birgit Entenmann. In ihren Bildern entwickelt sie irrationale Raumeinheiten, die permanenter Wandlung unterliegen. Es zeichnen sich changierende Raumsituationen ab, die nicht immer von beruhigender Wirkung sind. Ganz klein und fragil tauchen auch Andeutungen menschlicher Figuren auf, gehen fast unter in den rätselhaften Weltlandschaften. In nachdenkliche Tonalität taucht Birgit Entenmanns ihre Bildwelten. Ihr Blick gilt dem Zustand unserer Erde, dem Umgang der Menschen miteinander und mit der Natur als dem einzigen Lebensraum. Gestimmtheit und Emotion kann sich aber auch in vehementer malerischer Gestik ausdrücken, die durch kraftvolle Farbkontraste gesteigert wird oder sich in Formstrukturen von großer Intensität verfestigen. So verbindet die besondere Machart von Jan Welkers großformatigen Portraits malerische und graphische Qualitäten zu lebendiger Gestaltung, ohne in rein abbildenden Realismus abzudriften. Das Miteinander von Farbflächen, plastisch durchgearbeiteten Partien und linearen Konturen verleiht seinen Bildnissen ihre Lebendigkeit. Im Pinselduktus scheinen die Rhythmen und Beats nachzuhallen, die den kreativen Schaffensprozess des Künstlers im Atelier beflügeln. Welkers Portraits sind Quintessenz seiner eingehenden Beschäftigung mit den jeweiligen Lebensgeschichten der Abgebildeten. Dabei ist er offen auch für die weniger einfachen Themen unserer Gegenwart oder der NS-Vergangenheit. Etwa wenn er sich widerständigen Personen widmet, deren Mut und Verantwortungsbewusstsein oft genug mit dem Leben bezahlt wurde. Beeindruckende Bildnisse zeigen etwa den vom Nazi-Regime verfolgten Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Oder den niederländischen Widerstandskämpfer Arnold Douwes, der vielen Menschen das Leben rettete. Nicht zuletzt Kindern, die er mit dem Fahrrad an Grenzwächtern vorbei in Sicherheit brachte. Mir kommt angesichts Welkers Bildern der Satz von Ingeborg Bachmann in den Sinn: „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.“ Sibylle Bross – wir alle haben sie schon an verschiedenen Plätzen in und um Waiblingen angetroffen, mit ihrer Staffelei und in voller Malausrüstung. Die Künstlerin, die ursprünglich fokussiert auf Figürliches war. Die sich seit einiger Zeit mit Leidenschaft auch der Plein-Air-Malerei widmet. Ihre in aller Welt unter freiem Himmel entstehenden Bilder sprechen von einer tiefen Verbindung zur Natur „Unser Garten“ heißt ihre neue Bilderserie, die aus der gemeinsamen Performance mit der Künstlergruppe ArtLabor hervorgegangen ist und noch weiter fortgeführt werden soll. Eine besondere Lichtstimmung zwischen stark rhythmisierenden Baumsilhouetten verweist auf die visionäre Dimension dieser Bilder. Sie handeln vom Urzustand der Erde als Ur-Wald und wie sich dieser durch menschliche Besiedlung zum öffentlichen Raum wandelt. Das eigenwertige Kolorit bleibt nur bedingt beim Naturvorbild. Die Farbe selbst wird zur Form. Maßgeblich ist – wie stets bei Sibylle Bross - die Ausdrucksqualität der Farbe. Pure Energie - dieser Eindruck stellt sich vor Bildern von Wolfgang Neumann ein. Angesiedelt zwischen Gegenstandsbezug und Abstraktion, klingen in seinen erzählerisch dichten Szenerien Erinnerungen an Expressionismus und Fantasy an. Seine Figuren agieren ausdrucksstark. Bewegt ist auch der ausschwingende Figurenkontur, der - oft mehrfach geführt – Neumanns Gestalten einfasst. Eingebunden sind sie in einen durch Perspektivwechsel dynamisierten Bildraum, in eine beschleunigte Lebenswelt. Vielleicht ein Spiegelbild unserer Zeit? Zumindest sehr nahe scheinen sich viele von Neumanns Bildern an unserer heutigen gesellschaftlichen Verfasstheit entlang zu bewegen. Stets aber sind es vielseitig inspirierte Bildwelten, mit all ihren Bezügen zum Leben, wie zur Kunstgeschichte. Und sicher nicht zufällig nimmt Neumann in dieser Ausstellung auch Bezug zum Thema Lesen, zum Medium des gedruckten Wortes. Der Schritt vom malerischen Bildraum in die Dreidimensionalität schließlich vollzieht sich in der Skulptur. Wenn plastische Körper sich im Raum behaupten, Raum erlebbar machen. Dann werden, im Wechselspiel von Licht und Schatten, Volumen und räumliche Erstreckung anschaulich. Allzu oft sind dreidimensionale Arbeiten in Ausstellungen weniger präsent, sei es aus Platzgründen oder aufgrund logistischer Herausforderung. Umso schöner, dass die plastische Kunst hier mit zwei Künstlern vertreten ist und diese Ausstellung komplettiert. Bei beiden Künstlern, Christoph Traub und Michael Schützenberger, ist eine jeweils eigene Formsprache zu sehen. Aus der Vertrautheit mit dem Material – insbesondere dem Stein – findet der Bildhauer zu seiner Gestaltung, die wiederum in engem Zusammenhang mit der eigenen Körpererfahrung steht. An die Stelle narrativer Veranschaulichung von Inhalten tritt die Formbildung aus der eigengesetzlichen Substanz des Werkstoffs. Figur im Raum – das ist die Ausgangsposition eines Bildhauers. Christoph Traub entscheidet sich dabei für eine Zwischen- Position: seine Steinskulpturen zeigen sich nicht primär als figurativ, lassen aber doch deutlich Assoziationen an die menschliche Gestalt und Proportion anklingen. So sind Traubs formal stark reduzierte Figurationen vor allem in ihrer vertikalen Orientierung analog zur aufrechten Haltung des Menschen. Die glatten Oberflächen des Steins spannen sich über das körperhafte Volumen. An Übergangsstellen zeigen sich an Hautfalten erinnernde Partien. Vor allem aber ist Traubs Figuren eine besondere Energie zu eigen. Eine Dynamik, die sich aus einer Torsion speist, also daraus, dass die Formen in sich oder aus sich heraus gedreht sind. Wie von inneren Kräften getrieben bringen solch organische Formen das Prinzip des Lebens zum Ausdruck. Eine Vitalität, die in den Lichtreflexen der geglätteten Oberflächen akzentuiert wird. Ins Reich der antiken Mythologie und der Philosophie entführt uns schließlich Michael Schützenberger. Ob in Stein gearbeitet, aus Holz geschlagen oder in Metall gegossen - seinen Werken ist eine Anmutung von Authentizität eigen. Sie kommen mit rauer Oberfläche daher. Mit zum Raum sich öffnenden Texturen, eingeschrieben in die Oberflächen wie Spuren gelebten Lebens. Es ist jene Authentizität, die auch den griechischen Göttern eignete, die sich nicht nur als strahlend unantastbare Heroen zeigten, sondern mit all ihren Schwächen und Verführbarkeiten dem Normalsterblichen in nichts nachstanden. Menschlich echt eben. Archetypen, die von Schützenberger ins Heute geholt und zu „individueller Mythologie“ gestaltet werden. In der hier gezeigten Serie der Nibelungen begibt er sich auf die Suche nach den Parallelen von antiker und germanischer Mythologie. Mit ihrer archaischen Aura und formalen Vereinfachung erinnern mich diese Sandsteinfiguren auch an frühzeitliche Idole. Dass in Schützenbergers Schaffen dem Torso besondere Bedeutung zukommt, ergibt sich aus der Sache. Denn das intentionale Fragment verkörpert die Essenz der bildnerischen Aussage: die Fragilität und potentielle Versehrtheit menschlichen Lebens.
Verleger Entenmann Traub Walter Neumann Schützenberger Bross Welker Hezel
Einführung
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