Ausstellung 2025
Vernissage: So 30.November.2025 11:15 Uhr
Finnisage: Donnerstag 22. Januar 2026 18:30 Uhr
mit Konzert „nicht nur wiener lieder“
KÜNSTLERGRUPPE
WAIBLINGEN
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Sibylle Bross / Birgit Entenmann / Gerhard Hezel /
Wolfgang Neumann / Albrecht P
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Michael Schützenberger / Christoph Traub / Diethart Verleger /
Monika Walter /Jan F. Welker
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5, 11.15 Uhr
Galerie im Zeitungsverlag Waibl
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Albrecht-Villinger-Str
aße 10,
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Begrüßung: Frau D
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Künstlerführung: Diens
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Dezember
2025,
18.
30 Uhr
Finissage: Donnerstag, 22.
Januar
2026, 18.30 Uhr
mit Konzert von „nicht nur wiener lieder…“
Öffnungszeiten: Mo.- FR. 8:00 - 16:00 Uhr
Vernissage Jahresausstellung 2025
Künstlergruppe Waiblingen
Laudatio: Dr. Marion Vogt (www.marionvogt.de)
Eine Künstlergruppe, die sich jährlich zur gemeinsamen
Ausstellung trifft, wohlgemerkt seit über 60 Jahren. Die sich
eines qualitätvollen Niveaus verpflichtet sieht, jedoch keinem
übergeordneten Konzept oder Ausstellungsthema. Mehr
Freiraum für künstlerische Kreativität ist kaum denkbar.
Wir sehen in dieser Ausstellung Exponate von zehn
Künstlerpersönlichkeiten aus unterschiedlichen Generationen,
mit jeweils spezifischer Herangehensweise. Der Bogen ist weit
gespannt: von Malerei über Zeichnung, fotografische und
digitale Techniken bis zur dreidimensionalen Skulptur. Von
Gegenstandsbezug bis Abstraktion.
So soll im Folgenden das Augenmerk auf einzelne Aspekte
gelenkt werden, die mir im jeweiligen Œuvre essentiell
erscheinen. Ein ganz subjektiver Blick also, der in aller Kürze
naturgemäß fragmentarisch bleiben muss. Der Anregung oder
auch Diskussionsbasis für den Austausch mit den Künstlern und
Künstlerinnen sein kann.
Den Auftakt macht Gerhard Hezel, dessen 90. Geburtstag mit
einer Jubiläumsausstellung an dieser Stelle erst kürzlich gefeiert
wurde. Und der auch Gründungsmitglied der Künstlergruppe
Waiblingen ist.Vordergründig nahe an der Realität positioniert
sich Hezel mit Motiven, die wir alle aus unserem Alltag kennen.
Die menschliche Figur tritt hierbei eher selten in Erscheinung,
doch stets geht es um Menschengemachtes, vom Menschen
Erdachtes. Verkehrsschilder, Leitplanken oder
Kaugummiautomaten – all das kommt vermeintlich so harmlos
daher, ist jedoch stets mit Witz und Hintersinn gespickt.
Denn wenn uns Hezel mit spitzbübischem Augenwinkern eine
Art Stilleben aus urbanen Errungenschaften und
Wohlstandsmüll vor Augen führt, impliziert dies auch eine zweite
Ebene. Sein kritischer Blick richtet sich auf die gesellschaftliche
Entwicklung im Anthropozän. Im Aufgreifen aktueller
Strömungen zeigt sich die reflektierte Auseinandersetzung des
Junggebliebenen mit den Phänomenen der Moderne.
Handwerklich meisterlich und mit „heißem Herzen“ umgesetzt,
wird Hezel auch zum Chronisten seiner Zeit.
Neben dieser besonderen Art des Realismus beanspruchen in
dieser Ausstellung das malerisch Expressive und Lyrische
breiten Raum.Eine Art des künstlerischen Ausdrucks, die vom
unmittelbaren seelischen oder geistigen Erleben des
Schaffenden ausgeht. Und zugleich vielfältigste Möglichkeiten
kennt, in der Sichtbarmachung von Bewusstseinszuständen, in
die auch Erlebtes und Erinnertes einfließen kann.
In atmosphärische Tiefen führen uns die Bilder von Diethard
Verleger. Spirituell wirken sie, sind darüber hinaus vielschichtig
angelegt. Sowohl im Formalen durch den Entstehungsprozess,
wie auch im Inhaltlichen, indem sie mehrere Realitätsebenen
miteinander verbinden.
Das seine Werke verbindende Element ist eine Lichtqualität, die
zum einen in den Farben selbst gründet, zum anderen durch die
Technik der Multi-Layer-Fotografie besondere Transparenz
erreicht.
Verleger setzt dieses Verfahren digital am Computer um,
akzentuiert manchmal mit Acrylfarbe oder Tusche. In seinen
Bildern kann unser Blick spazieren gehen, sich in Farbverläufen
verlieren. In einer Welt polychromer Transparenz, die sich nicht
zuletzt der entmaterialisierten digitalen Farbe verdankt.
Vom Glasbild herkommend, fallen auch in der Malerei von
Albrecht Pfister Licht und Farbe in Eins.
Mit spontaner Pinselführung setzt er die Acrylfarbe in
informellen Formen auf das Büttenpapier. Im Malprozess
entwickeln sich spurenartige Formationen aus dem Fließen der
Farbe heraus. Dabei spielen Intuition und Zufall zusammen.
So schweben vor hellem Bildgrund Pfisters schwerelose
Chiffren in leuchtendem Blau. Wie eine noch nicht entzifferte
Schriftart erzählen sie die wortlose Geschichte von einem
unbeschwerten Zustand im Flow. Als unaufgelöste Zeichen
versetzen sie uns in eine von der Realität losgelöste Sphäre, die
geprägt ist von apollinischer Grundstimmung.
Die Arbeiten von Monika Walter eröffnen eine Bildwelt formaler
Reduktion, gänzlich losgelöst vom Gegenstand. Weite
Farbflächen fügen sich gleich einer Landkarte zu Ebenen und
Zonen. Forschend tastende Lineamente scheinen den Spuren
von Leben nachzugehen.
Und irgendwo dazwischen formieren sich aus den Tiefen des
unermesslichen Bildgrundes immer wieder Körperandeutungen.
Es stellen sich Assoziationen an Figürlichkeit ein. Eine frei
schwebende Figürlichkeit, ohne räumliche Verortung, nurmehr
ins Verhältnis gesetzt zum Farbraum.
Monika Walters Kompositionen lassen eine Bildwelt der
Beziehungen aufscheinen. Eine Welt der Kontemplation und
geistigen Dimension, die über das irdische Gebunden-Sein
hinausweist.
Nicht nur Form und Farbe, auch Stofflichkeit und Raum sind
Thema in Bildern dieser Ausstellung. Die Farbe selbst wird dann
als Materie greifbar, in feinsten Schichten oder Strukturen
wahrnehmbar.
Eine solche Wirkung begegnet uns in Arbeiten von Birgit
Entenmann. In ihren Bildern entwickelt sie irrationale
Raumeinheiten, die permanenter Wandlung unterliegen. Es
zeichnen sich changierende Raumsituationen ab, die nicht
immer von beruhigender Wirkung sind. Ganz klein und fragil
tauchen auch Andeutungen menschlicher Figuren auf, gehen
fast unter in den rätselhaften Weltlandschaften.
In nachdenkliche Tonalität taucht Birgit Entenmanns ihre
Bildwelten. Ihr Blick gilt dem Zustand unserer Erde, dem
Umgang der Menschen miteinander und mit der Natur als dem
einzigen Lebensraum.
Gestimmtheit und Emotion kann sich aber auch in vehementer
malerischer Gestik ausdrücken, die durch kraftvolle
Farbkontraste gesteigert wird oder sich in Formstrukturen von
großer Intensität verfestigen.
So verbindet die besondere Machart von Jan Welkers
großformatigen Portraits malerische und graphische Qualitäten
zu lebendiger Gestaltung, ohne in rein abbildenden Realismus
abzudriften.
Das Miteinander von Farbflächen, plastisch durchgearbeiteten
Partien und linearen Konturen verleiht seinen Bildnissen ihre
Lebendigkeit. Im Pinselduktus scheinen die Rhythmen und
Beats nachzuhallen, die den kreativen Schaffensprozess des
Künstlers im Atelier beflügeln.
Welkers Portraits sind Quintessenz seiner eingehenden
Beschäftigung mit den jeweiligen Lebensgeschichten der
Abgebildeten. Dabei ist er offen auch für die weniger einfachen
Themen unserer Gegenwart oder der NS-Vergangenheit. Etwa
wenn er sich widerständigen Personen widmet, deren Mut und
Verantwortungsbewusstsein oft genug mit dem Leben bezahlt
wurde.
Beeindruckende Bildnisse zeigen etwa den vom Nazi-Regime
verfolgten Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Oder den
niederländischen Widerstandskämpfer Arnold Douwes, der
vielen Menschen das Leben rettete. Nicht zuletzt Kindern, die er
mit dem Fahrrad an Grenzwächtern vorbei in Sicherheit brachte.
Mir kommt angesichts Welkers Bildern der Satz von Ingeborg
Bachmann in den Sinn: „Die Wahrheit ist den Menschen
zumutbar.“
Sibylle Bross – wir alle haben sie schon an verschiedenen
Plätzen in und um Waiblingen angetroffen, mit ihrer Staffelei und
in voller Malausrüstung. Die Künstlerin, die ursprünglich
fokussiert auf Figürliches war. Die sich seit einiger Zeit mit
Leidenschaft auch der Plein-Air-Malerei widmet. Ihre in aller
Welt unter freiem Himmel entstehenden Bilder sprechen von
einer tiefen Verbindung zur Natur
„Unser Garten“ heißt ihre neue Bilderserie, die aus der
gemeinsamen Performance mit der Künstlergruppe ArtLabor
hervorgegangen ist und noch weiter fortgeführt werden soll.
Eine besondere Lichtstimmung zwischen stark rhythmisierenden
Baumsilhouetten verweist auf die visionäre Dimension dieser
Bilder. Sie handeln vom Urzustand der Erde als Ur-Wald und
wie sich dieser durch menschliche Besiedlung zum öffentlichen
Raum wandelt.
Das eigenwertige Kolorit bleibt nur bedingt beim Naturvorbild.
Die Farbe selbst wird zur Form. Maßgeblich ist – wie stets bei
Sibylle Bross - die Ausdrucksqualität der Farbe.
Pure Energie - dieser Eindruck stellt sich vor Bildern von
Wolfgang Neumann ein. Angesiedelt zwischen
Gegenstandsbezug und Abstraktion, klingen in seinen
erzählerisch dichten Szenerien Erinnerungen an
Expressionismus und Fantasy an. Seine Figuren agieren
ausdrucksstark.
Bewegt ist auch der ausschwingende Figurenkontur, der - oft
mehrfach geführt – Neumanns Gestalten einfasst. Eingebunden
sind sie in einen durch Perspektivwechsel dynamisierten
Bildraum, in eine beschleunigte Lebenswelt.
Vielleicht ein Spiegelbild unserer Zeit? Zumindest sehr nahe
scheinen sich viele von Neumanns Bildern an unserer heutigen
gesellschaftlichen Verfasstheit entlang zu bewegen.
Stets aber sind es vielseitig inspirierte Bildwelten, mit all ihren
Bezügen zum Leben, wie zur Kunstgeschichte. Und sicher nicht
zufällig nimmt Neumann in dieser Ausstellung auch Bezug zum
Thema Lesen, zum Medium des gedruckten Wortes.
Der Schritt vom malerischen Bildraum in die Dreidimensionalität
schließlich vollzieht sich in der Skulptur. Wenn plastische Körper
sich im Raum behaupten, Raum erlebbar machen. Dann
werden, im Wechselspiel von Licht und Schatten, Volumen und
räumliche Erstreckung anschaulich.
Allzu oft sind dreidimensionale Arbeiten in Ausstellungen
weniger präsent, sei es aus Platzgründen oder aufgrund
logistischer Herausforderung. Umso schöner, dass die
plastische Kunst hier mit zwei Künstlern vertreten ist und diese
Ausstellung komplettiert.
Bei beiden Künstlern, Christoph Traub und Michael
Schützenberger, ist eine jeweils eigene Formsprache zu sehen.
Aus der Vertrautheit mit dem Material – insbesondere dem Stein
– findet der Bildhauer zu seiner Gestaltung, die wiederum in
engem Zusammenhang mit der eigenen Körpererfahrung steht.
An die Stelle narrativer Veranschaulichung von Inhalten tritt die
Formbildung aus der eigengesetzlichen Substanz des
Werkstoffs.
Figur im Raum – das ist die Ausgangsposition eines Bildhauers.
Christoph Traub entscheidet sich dabei für eine Zwischen-
Position: seine Steinskulpturen zeigen sich nicht primär als
figurativ, lassen aber doch deutlich Assoziationen an die
menschliche Gestalt und Proportion anklingen.
So sind Traubs formal stark reduzierte Figurationen vor allem in
ihrer vertikalen Orientierung analog zur aufrechten Haltung des
Menschen. Die glatten Oberflächen des Steins spannen sich
über das körperhafte Volumen. An Übergangsstellen zeigen sich
an Hautfalten erinnernde Partien.
Vor allem aber ist Traubs Figuren eine besondere Energie zu
eigen. Eine Dynamik, die sich aus einer Torsion speist, also
daraus, dass die Formen in sich oder aus sich heraus gedreht
sind. Wie von inneren Kräften getrieben bringen solch
organische Formen das Prinzip des Lebens zum Ausdruck. Eine
Vitalität, die in den Lichtreflexen der geglätteten Oberflächen
akzentuiert wird.
Ins Reich der antiken Mythologie und der Philosophie entführt
uns schließlich Michael Schützenberger. Ob in Stein
gearbeitet, aus Holz geschlagen oder in Metall gegossen -
seinen Werken ist eine Anmutung von Authentizität eigen. Sie
kommen mit rauer Oberfläche daher. Mit zum Raum sich
öffnenden Texturen, eingeschrieben in die Oberflächen wie
Spuren gelebten Lebens.
Es ist jene Authentizität, die auch den griechischen Göttern
eignete, die sich nicht nur als strahlend unantastbare Heroen
zeigten, sondern mit all ihren Schwächen und Verführbarkeiten
dem Normalsterblichen in nichts nachstanden. Menschlich echt
eben. Archetypen, die von Schützenberger ins Heute geholt und
zu „individueller Mythologie“ gestaltet werden.
In der hier gezeigten Serie der Nibelungen begibt er sich auf die
Suche nach den Parallelen von antiker und germanischer
Mythologie. Mit ihrer archaischen Aura und formalen
Vereinfachung erinnern mich diese Sandsteinfiguren auch an
frühzeitliche Idole.
Dass in Schützenbergers Schaffen dem Torso besondere
Bedeutung zukommt, ergibt sich aus der Sache. Denn das
intentionale Fragment verkörpert die Essenz der bildnerischen
Aussage: die Fragilität und potentielle Versehrtheit
menschlichen Lebens.
Einführung